Begründer der modernen Anthropologie
(7. April 1884, Krakau –16. Mai 1942, New Haven, USA)
Bronisław Malinowski gilt als einer der bedeutendsten Sozialanthropologen, der sein Fach entscheidend begründet und geprägt hat. Der gebürtige Pole wurde später britischer Staatsbürger und siedelte schließlich in die USA über.
Weltruhm erlangte Malinowski mit seinen ethnologisch-funktionalistischen Forschungen über die Ureinwohner des Südpazifik. Hier entwickelte er die Metode der „teilnehmenden Beobachtung“. Als seinerzeit noch österreichisch-ungarischer Staatsbürger wurde er 1914 von den Kriegsereignissen in Melanesien überrascht und von der britischen Kolonialverwaltung festgesetzt – diesen erzwungenen Aufenthalt nutzte Malinowski zur Begründung der modernen Feldforschung, indem er die soziale Organisation der Einwohner der Trobriand-Inseln untersuchte und sich insbesondere dem Phänomen des Kula-Tauschs widmete. Nach Erlangung der Promotion 1922 an der London School of Economics begann er dort seiner akademische Lehrtätigkeit und publizierte in rascher Folge mehrere Grundlagenwerke, darunter mit den „Argonauten des westlichen Pazifik“ einen regelrechten Beststeller der Wissenschaft.
Von 1923 bis 1933 hielten sich Malinowski, seine Frau Elsie Rosalie Masson und ihre drei Töchter teils ständig, teils sporadisch in Gries-Bozen bzw. in Oberbozen auf, wo sie ein Haus erwarben. Mit Ausbruch des Zweiten Weltkriegs ging die Familie in die Vereinigten Staaten. Dort unterrichtete Malinowski an der Yale University bis zu seinem Tod im Jahr 1942. 2017 hat die Stadt Bozen zur Erinnerung an Malinowskis Aufenthalt in Gries eine Gedenktafel vor dem Alten Grieser Rathaus aufstellen lassen.